12 Männer sorgen für Sauberkeit

Neues Projekt in der Großsiedlung seit mehreren Monaten erfolgreich! Grosssiedlung wird zum saubersten Stadtteil

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9.5.04

 

Vor der Tat steht die Idee. Und die bestand schon lange und war das Ergebnis von Überlegungen, die 3 Mann im Vorstand des Bewohnervereins Großsiedlung Neuendorf angestellt hatten. Gert Hoffmann, Vorsitzender des Vereins und die beiden Stadtratsmitglieder Wolfram Reinstädtler und Eckard Fischer kamen darauf, Sozialhilfeempfänger und Langzeitarbeitslose, die zu körperlicher Arbeit in der Lage waren, in eine Arbeitsverpflichtung des Sozialamtes zu nehmen und unter Anleitung und Betreuung des Vereins gemeinnützige Arbeit im Bereich der Großsiedlung Neuendorf tun zu lassen. Mit den regelmäßigen Arbeitsstunden, die für viele der Langzeitarbeitslosen und Sozialhilfeempfänger gleichzeitig eine Wiedereingewöhnung in einen täglichen Eingewöhnungsprozess sein sollten, wird auch das Zeil verfolgt, die Arbeitsverpflichteten bei Fortzahlung der Sozialhilfe oder Arbeitslosenhilfe auf eine Vermittlung und Beschäftigung auf dem sog. 1. Arbeitsmarkt vorzubereiten.

Nach Überwindung einiger bürokratischer Hürden und einer Vielzahl von mit dem Sozialamt der Stadt Koblenz geführter ging es dann los. Die ersten 12 Arbeitskräfte wurden ausgesucht und fanden sich fortan werktäglich für 4 Stunden in der Zeit von 8.00 bis 12.00 Uhr in der Begegnungstätte des Vereins ein, um von dort aus ihre Arbeitseinsätze zu starten. Zunächst waren die Arbeiten auf das Gebiet der Grosssiedlung im Bereich Kreutzchen, Fritz-Michel-Straße, Max-Beer-Straße, Pfarrer-Friesenhahn-Platz, Herberichstraße, Schillweg etc. begrenzt. Schon bald kamen weitere Bereiche um den Friedhof, den alten Wallersheimerweg etc. hinzu.

Täglich sind 10 bis 12 Arbeiter in Sachen Sauberkeit unterwegs. Hier eine Kohlezeichnung, die einer der Arbeitskräfte nach und nach in den Arbeitspausen gezeichnet hat. Der Künstler Anton Becker fertigte diese Zeichnung nach Vorlage eines Zeitungsfotos

Schon in den ersten Tagen räumten die Männer zunächst allen groben Müll aus der Großsiedlung und gingen anschließend an die Feinarbeit. In den ersten Wochen wurden mehr als 14 große Müllcontainer voll Unrat, achtlos in die Grünflächen geworfener Unrat und sonstige Abfälle zusammengetragen und abtransportiert. In einer vor wenigen Wochen begonnenen Entrümpelungs- und Säuberungsaktion im Bereich der Schrebergärten am Alten-Wallersheimerweg wurden in der Zeit von nicht einmal 3 1/2 Wochen nochmals 10 Container voll Müll und Unrat beseitigt. Weiter steht die ständige säuberung von Grünanlagen, Wegen und Speilplätzen auf dem Programm. Man kann mit Fug und Recht sagen: Die Grosssiedlung ist einer der saubersten Stadtteile von Koblenz geworden. In nächster Zeit will der Verein die Arbeitskräfte auch zunehmend dem restlichen Neuendorfer Ortsbereich zur Verfügung stellen.

Hier das Ehepaar Brigitte und Werner Schauff, das die Arbeitseinsätze koordiniert, überwacht und anleitet. - Der Vorsitzende Hoffmann kümmert sich intensiv um den Erfolg des Projekts

All dieser Erfolg ist natürlich nicht ohne Man- und Frauenpower zu bewerkstelligen.  Täglich sind nicht nur die Einsatzpläne auszuführen und zu überwachen, Anleitungen zu geben und auch noch einige Verwaltungsarbeiten zu erledigen. Die alles hat das Ehepaar Schauff, die als Rentner die nötige Zeit haben, übernommen. Neben dem Vereinsvorstand tragen sie dafür Sorge, dass die Arbeitskräfte pünktlich erscheinen und zuverlässig ihre Aufgaben erfüllen. Zu Beginn gab es da schon mal das ein oder andere Problem. Doch bald merkten diejenigen, die nicht oder nur unwillig zur Arbeit erschienen, dass das Projekt kein Spass, sondern ein ernsthafter Beitrag zur Vorbereitung auf den 1. Arbeitsmarkt sein soll. Einige erhielten nach entsprechenden Vorfällen, wie unentschuldigtem Fernbleiben oder Arbeitsverweigerung die "Gelbe Karte" und wenn dies nichts nützte, über das Sozialamt eine Kürzung der Sozialhilfe um 25 % und notfalls sogar eine Streichung der Sozialhilfe. Dafür bekommen die, die regelmäßig an der Maßnahme teilnehmen, einen Zuschlag zur Sozialhilfe.

Spielplätze und Grünanlagen sind in der Großsiedlung mustergültig sauber - Dies wirkt sich auch auf das Verhalten der übrigen Bewohner aus. Wo mehr Sauberkeit ist zieht automatisch mehr Disziplin im Umgang mit den Gemeinflächen ein.

Erste Erfolge sind auch schon bei der Vermittlung der Projektkräfte in ständige Arbeit zu verzeichnen. Bisher haben 6 Personen eine feste Arbeitsstelle erhalten und konnten daher aus dem Projekt ausscheiden. Die dauerhafte Einbindung der Langzeitarbeitslosen führt zu einer erheblichen Verbesserung der Chancen bei Bewerbungen auf dem 1. Arbeitsmarkt. Ein Einsparungseffekt ergibt sich überigens auch durch die, die wegen Arbeitsverweigerung Kürzungen der Sozialhilfe oder gar deren vollständige Streichung erfahren. So mancher verzichtet auf die Unterstützung und geht dann anderer Beschäftigung nach ohne das Sozialamt weiter zu bemühen. Seit dem 1.4. ist auch ein weiterer Festangestellter aus dem Kreis der Arbeiter bei dem Verein selbst fest angestellt.

Wir gratulieren dem Verein und den Initiatoren des Projekts jedenfalls aus ganzem Herzen und wünschen weiter viel Erfolg. Wir würden uns freuen, wenn die Männer des Vereins Großsiedlung Neuendorf e.V. in Zukunft Zeit finden, auch die etwas schmuddeligen Ecken im übrigen Dorf mal aufzusuchen.

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