Vorstandsposse bei der TUS Neuendorf 82
Nach dem Rücktritt des 1. Vorsitzenden tritt der neue 1. Vorsitzende zurück
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5.12.04
"Was war denn da los ?", hat sich so mancher Neuendorfer Fussballfan gefragt. Bei 0 Punkten, 76 Gegentreffern und nur 14 selbst erzielten Toren und dem letzten Tabellenplatz der Kreisliga B wurde die erste Mannschaft von TuS Neuendorf 82 durch den Rücktritt des 1. Vorsitzenden Wolfram Reinstädtler und seines 2. Vorsitzenden Heinz Wagner im Oktober zusätzlich belastet.
Nach langen Wochen, in denen sich das Kandidatenkarussel dann eifrig gedreht hat, stand der neue Vorsitzende für die Besucher der ersten außerordentlichen Jahreshauptversammlung dann schon vor dem eigendlichen Wahlgang fest. Das langjährige Vereinsmitglied Dieter Müller sollte neuer 1. Vorsitzender der TUS werden. Nach seinen vorausgegangenen, die Einheit der TUS bekräftigenden Worten bestätigte dies dann auch die deutliche Mehrheit der ca. 35 anwesenden Mitglieder. Nach dem für ihn erfolgreichen Wahlgang nahm Dieter Müller die Wahl an, übernahm die Leitung der bis dahin durch den Ehrenvorsitzenden Karl-Heinz Zimmermann geleiteten Versammlung persönlich und rief den Wahlgang zum 2. Vorsitzenden ohne besondere begleitende Worte auf.
Hierzu meldete sich der Ehrenvorsitzende Zimmermann zu Wort und schlug Martina Braun vor, die seit 1988 Mitglied bei TuS Neuendorf ist und zwischenzeitlich die C-Jugend und die Bambini trainiert hatte. Erst nach einigen schweigsamen Momenten wurde dann ein zweiter Kandidat, nämlich das ebenfalls langjährige Mitglied Walter Wagner aus den Reihen der Mitglieder vorgeschlagen. Obwohl der neue erste Vorsitzende Dieter Müller - er hatte als Versammlungsleiter bekanntlich das Wort - die Gelegenheit hatte, zu den Vorschlägen Stellung zu nehmen, wurde ohne weitere Erörterungen in den geheimen Wahlgang eingetreten. Das Ergebnis der Auszählung war eindeutig: Braun = 27 Stimmen, Wagner = 6 Stimmen bei einigen Enthaltungen.
Nach den weiteren Wahlgängen wurde die Wahl des 1. Vorsitzenden - so wie dies üblich ist - durch die Darreichung von 2 Kästen Freibier durch den neuen Vorsitzenden gebührend gefeiert. Viele der erschienenen Mitglieder verließen das Vereinsheim der TUS in dem Glauben, dass nun ein neuer geeinter Vorstand die Geschicke des Vereins leiten würde. Hierauf wiesen zumindest die ersten Aktivitäten des neuen Vorsitzenden hin, der seinen neuen Vorstand unmittelbar nach der Beendigung der Versammlung zur Verabredung eines Termins zur ersten Vorstandssitzung zusammen rief.
Das trotzdem nicht alles "in Butter" war, erfuhren die meisten Vereinsmitglieder der TUS erst am nächsten Tag im Wege des Telefonrundrufs: Der neue erste Vorsitzende der TUS Neuendorf 82 war nach der wohl kürzesten Amtszeit in der 22-jährigen Vereinsgeschichte schon ca. 3 Stunden nach der Wahl zurückgetreten. Grund: Der Wunschkandidat des ersten Vorsitzenden für das Amt des Stellvertreters war nicht, lautete nicht, wie gewünscht, Walter Wagner, sondern Martina Braun.
Der neu zurückgetretene Vorsitzende Müller kommentierte die Beweggründe für seinen Rücktritt in der Rhein-Zeitung wie folgt: "Ich bin davon ausgegangen, dass Walter Wagner der einzige Kandidat für das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden war. Von der Kandidatur von Martina Braun, die schließlich in geheimer Wahl die Abstimmung gewann, hatte man mir im Vorfeld von Vorstandsseite her nichts gesagt. Es geht dabei allerdings nicht um Martina Braun als Person, gegen die ich keine Einwände habe, sondern um den Vorgang, dass man mich als designierten Vorsitzenden vorab nicht informiert hat."
Für viele unbefangene Beobachter der am Abend zuvor stattgefundenen Wahl - mit denen der Neuendorfer gesprochen hat - stellt sich die Sache allerdings etwas anders dar. Es mag zwar sein, dass Dieter Müller den Wunsch hatte, Walter Wagner als 2. Mann an seiner Seite zu haben. Von diesem Wunsch hatte die Versammlung allerdings nichts erfahren. Mit keinem Wort wurde seitens Dieter Müller hierauf hingewiesen. Auch kam der Vorschlag, Walter Wagner zum 2. Vorsitzenden zu wählen, weder von Dieter Müller persönlich, noch machte er von der Möglichkeit Gebrauch, die Versammlung auf die Notwendigkeit der Wahl seines Wunschkandidaten hinzuweisen. Dies ist um so unverständlicher, als Dieter Müller die Verteilung der zugunsten der Kandidaten sprechenden Sympathien in der Versammlung angesichts seiner jahrelangen Mitgleidschaft kennen mußte.
Es ist wohl der Unerfahrenheit von Dieter Müller in Vereinsgeschicken zuzuschreiben, dass er sich selbst um die Gefolgschaft der Versammlung brachte, weil er ihr seine Wünsche nicht mit einem Wort mitteilte. "Wäre er für seinen Kandidaten auch nur mit einem Wort in die 'Bütt' gegangen, hätte ich nicht nach Sympathie und Wertschätzung des Arbeitseinsatzes der Kandidaten in der Vergangenheit, sondern nur nach dem Wunsch des neuen 1. Vorsitzenden gewählt", äußerte sich ein Gründungsmitglied der TUS nach dem Rücktritt.
Wenig Verständnis erhielt Müller auch durch ein früheres Vorstandsmitglied der TUS: "Müller hätte Wagner doch jederzeit als Beisitzer wählen lassen, oder ihn später in den Vorstand kooptieren lassen können. Wer welches Amt hat, interessiert doch in einer solchen Vereinssituation keinen. Ausschlaggebend ist doch nur wer für den Verein tatsächlich arbeitet. Ich persönlich bin von Dieter Müllers Verhalten, dass dem Verein zusätzlichen Schaden zugefügt hat, enttäuscht."
Auch ein Neuendorfer Karnevalist hat sich schon zu der Vorstandsposse gemeldet: "Müller muss sich nicht wundern, wenn er als KüVorTu (Kürzester Vorsitzender der TUS) Eingang in die Neuendorfer Büttenreden findet !"
Die neue Wahl zum 1. Vorsitzenden fand am 3.12.04 statt. Der Neuendorfer berichtet darüber im nächsten Artikel.